Moses Maimonides
„Von Moses zu Moses, da war niemand wie Moses“ – diese auf dem Grab von Maimonides eingravierte Inschrift zeigt die große Bedeutung der Figur und der Produktion des berühmten jüdischen Autors. Geboren in Cordoba 1138, verließ Maimonides Spanien wegen der Verfolgungspolitik; schließlich zog Maimonides nach Ägypten, wo er bis zu seinem Tod lebte. Bekannt auch als Rambam (eine Verkürzung von „Rabbi Moshe ben Maimon“) widmete er sich der Philosophie, dem Jüdischen Recht und der Medizin; schon zu Lebzeiten wurde er als Autorität in diesen drei Bereichen anerkannt.
AktuelleForschungsprojekte
Die hebräisch-lateinische Übersetzung des Maimonides: Die kritische Edition des Dux neutrorum
Ziel des Projektes ist die kritische Edition der lateinischen Übersetzung eines der einflussreichsten jüdischen philosophischen und theologischen Texte: des Führers der Unschlüssigen (Dux neutrorum) des Moses Maimonides. Seit dem 13. Jahrhundert hatte diese lateinische Version – kultur- und religionsüberschreitend – einen großen Einfluss auf das lateinische Mittelalter. Darüber hinaus gilt es als eines der bedeutendsten Beispiele der Übersetzungsbewegung aus dem Arabischen in das Hebräische und in das Lateinische im 12. und 13. Jahrhundert. Die Übersetzungen von philosophischen und wissenschaftlichen Texten ins Lateinische führten zur Entwicklung einer spezifischen philosophischen Terminologie. Der Dux neutrorum ist heutzutage in dreizehn Handschriften überliefert und wurde bisher nie ediert. Seit mehr als einem Jahrhundert ist die kritische Edition des Dux neutrorum ein Desideratum der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Zahlreiche interpretative Probleme hinsichtlich des Verständnisses und der Rezeption von Maimonides’ Denken im lateinischen Mittelalter haben ihren Grund im Fehlen eines philologisch zuverlässigen Textes.
Ursprünglich verfasst zwischen 1180 und 1191 auf Judäo-Arabisch wurde der Führer der Unschlüssigen zwei Mal ins Hebräische übersetzt. Die lateinische Version ist in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren. Sowohl die Identität des lateinischen Übersetzers als auch Zeit und Ort sind unbekannt. Unter den verschiedenen Hypothesen zur Lokalisierung finden sich der Hof Friedrichs II., Süd-Frankreich, Spanien oder Paris.
Das Projekt gliedert sich in vier Teile:
- a) der Dux neutrorum, Teil III wird zum ersten Mal kritisch ediert
- b) das Verhältnis zum hebräischen Text wird erforscht
- c) die Rezeption des Dux neutrorum in der Renaissance wird erforscht
- d) der Text wird digital verfügbar gemacht
Das Projekt basiert auf erheblichen Vorarbeiten in den letzten acht Jahren. Die handschriftliche Überlieferung des Dux neutrorum, insbesondere für Teil I und II, wurde erforscht. Auf der Basis der Kollation der Exemplare wurde das Verhältnis zwischen den Handschriften rekonstruiert. Die kritische Edition von Teil I des Dux neutrorum ist im Jahre 2019 erschienen, die Edition von Teil II ist derzeit in Vorbereitung für die Publikation. Mit der Edition von Teil III wäre dann die kritische Edition des Dux neutrorum abgeschlossen.
Das Projekt ist interdisziplinär und multilinguistisch angelegt, um die Voraussetzungen zur Durchführung einer vertieften Studie der lateinischen Rezeption des Maimonides zu schaffen, die erstmals auf einem philologisch zuverlässigen Text basiert. Das Arbeitsverfahren richtet sich auf das Verständnis des Dux neutrorum im Kontext seiner hebräischen Quelle. Das Projekt wird eng mit dem laufenden Projekt der Tel Aviv University kooperieren, das sich der kritischen Edition des hebräischen Textes widmet.
In Vorbereitung ist derzeit das Digital Maimonides Research Portal (DMRP), das neben Informationen zu Maimonides und zur Maimonidesforschung den kritischen Text in einem Vergleichsportal etwa mit den beiden hebräischen Übersetzungen anbieten soll, auf die sich der lateinische Übersetzer bezieht.
Projektleiterin: Diana Di Segni
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Mario Loconsole, Francesco de Benedittis
Förderung: DFG