skip to content

Thomas von Aquin

Als exemplarische Gestalt für die intellektuelle Weite und Offenheit der mittelalterlichen Gelehrsamkeit verstand der Gründer des Thomas-Instituts, Joseph Koch, Thomas von Aquin und begründete damit die Namenswahl. Dabei stand Thomas von Aquin, wie die historisch-kritische Thomasforschung zeigt, in vielerlei Hinsicht gegen den „Mainstream“ seiner Zeit. Zu diesem Bild gehört die Offenheit für neue Einflüsse, die auch zu veränderten Antworten führten, die Vorliebe, Fragen intellektuell zuzuspitzen, und die Tatsache, dass Thomas bereits kurz nach seinem Tod im Zentrum zum Teil heftiger Kontroversen stand – außerhalb und innerhalb seines Ordens, in Paris und Köln. Unsere Projekte zu Meister Eckhart, Durandus von St. Pourçain, zum anonymen Brügger Sentenzenkommentar und zur Lectura Thomasina machen dies deutlich. Somit ist Thomas eine wichtige Referenzfigur für zahlreiche Forschungsprojekte am Thomas-Institut bis hin zur Thomasrezeption in der modernen Philosophie. So konnte ein zehnjähriges Forschungsprojekt zu den Thomas-Übersetzungen und zur Thomas-Rezeption Edith Steins abgeschlossen werden, das u.a. vier Editionsbände der Edith Stein Gesamtausgabe (ESGA) umfasst (ediert von A. Speer und F. V. Tommasi). Doch auch seine Philosophie selbst ist immer wieder Gegenstand von Forschungsprojekten. Ein besonderes Augenmerk gilt einem neuen Übersetzungsprojekt, das sich die erste vollständige Übersetzung der Summa theologiae vorgenommen hat.


Aktuelle Forschungsprojekte

summa21: Die Übersetzung der Summa theologiae für das 21. Jahrhundert.

Ein Co-Science-Projekt zum Thomas-Jubliäum 2024/25

Die Summa theologiae ist eines der bedeutendsten und wirkmächtigsten philosophischen und theologischen Werke des Abendlandes. Umso bemerkenswerter und bedauerlicher ist der Umstand, dass von Thomas‘ Hauptwerk, das wie keine andere Schrift seine Wirkung und die Wirkungsgeschichte seines Denkens bestimmt, keine vollständige zeitgemäße deutsche Übersetzung vorliegt. Die einzige vollständige, aber oftmals paraphrasierende Übersetzung der Summa theologiae stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts aus der Feder Ceslaus Maria Schneider und ist inzwischen 120 Jahre alt und schwer zugänglich. Das 1933 von den Benediktinern begonnene und später von den Dominikanern fortgesetzte Projekt der „Deutschen Thomas-Ausgabe“ ist nach wie vor unvollendet und trägt an der Hypothek einer Eindeutschung aller Fachbegriffe – auch solcher, die längst zur philosophischen Fachterminologie zählen, wie Prinzip, Materie, Habitus, Substanz, theoretische und praktische Vernunft, Syllogismus, etc. Das macht die Übersetzung mitunter schwer verständlich.
Das Projekt summa 21 möchte – mit Blick auf das doppelte Thomas-Jubiläum 2024/25 – nicht nur eines der „great books“ des Abendlandes in eine moderne deutsche Sprache übersetzen, sondern auch dazu einladen, sich mit den Fragen und Antworten der Summa theologiae auseinanderzusetzen. Daher sollen die Ergebnisse unseres Gemeinschaftsprojekts offen zugänglich sein. summa21 ist als großes Gemeinschaftsprojekt angelegt. Wir haben uns für das Format eines Co-Science-Projektes entschieden, das auf den Schultern vieler ruht. Gefragt und gesucht wird Expertise im Übersetzen, auch in ganz unterschiedlichen Themenbereichen

Projektleiter: Andreas Speer
Mitarbeiter: Mark Eschweiler, Julian Pieper, Lennart Mehrwald, Luca Paschen

Thomas von Aquin, In librum Beati Dionysii De divinis nominibus expositio, Buch IV, Lectiones 1-10

Die Begegnung von lateinischem und byzantinischem Mittelalter kann exemplarisch im Dionysius-Kommentar des Thomas von Aquin studiert werden. Von besonderem Interesse innerhalb seines Kommentars zu De divinis nominibus sind die ersten zehn „Lectiones“ des Thomas zum vierten Kapitel seiner Vorlage, in denen zentrale Themen des Neuplatonismus behandelt werden: das Gute, das Licht, die Schönheit und die Liebe. In Arbeit ist eine Übersetzung und Kommentierung auf der Grundlage des kritisch überprüften lateinischen Textes.

Mitarbeiter: Andreas Speer

Thomas von Aquin, Quaestio disputata „De libero arbitrio“ (De malo VI)

Auf der Basis der kritischen Gesamtausgabe der Editio Leonina wird derzeit eine deutsche Übersetzung dieses Schlüsseltextes zum Verständnis der thomanischen Lehre vom freien Willensentscheid als Grundlage für das eigentlich menschliche und d.h. selbstverantwortliche freie Handeln des Menschen angefertigt, die mit einem Kommentar und einer ausführlichen Einleitung bei Reclam erscheinen soll. Begleitet wird die Übersetzungsarbeit durch Untersuchungen zu den in der Quaestio aufgeworfenen zentralen systemati-
schen Fragen der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.

Mitarbeiter: Andreas Speer

Veröffentlichung: Andreas Speer [Hrsg.], Thomas von Aquin: Quaestiones disputatae: De electione humana / Wissenschaftliches Streitgespräch über die Frage der menschlichen Wahl, Stuttgart 2024.