Kritische Edition des ersten (physikalischen) Teils von R. Shem Ṭov Ibn Falaqueras Enzyklopädie Deʿot ha-Filosofim („Ansichten der Philosophen“, DF)
Das im Januar 2021 begonnene und Ende 2023 abgeschlossene DFG-Projekt stellte eine Fortsetzung der zuvor abgeschlossenen Edition des psychologischen Teils von DF dar und hatte die erste Abhandlung dieser Enzyklopädie zum Gegenstand.
DF ist vermutlich die längste hebräische mittelalterliche Enzyklopädie der Philosophie und der Naturwissenschaften. Sie wurde in der Form einer Chrestomathie verfasst, die sich größtenteils als eine beinahe lückenlose Auf einanderfolge von Zitaten aus verschiedenen, ursprünglich auf Arabisch verfassten Werken erwies. Als solche ist sie für die moderne Forschung in vielerlei Hinsicht interessant: Zunächst bildet sie einen Beleg für den ideologischen Wandel des Judentums im christlichen Europa des 13. Jahrhunderts, welcher mit der Rezeption der aristotelischen Philosophie einherging. Alsdann kann sie als ein zusätzlicher Textzeuge für die Rekonstruktion vieler in ihr zitierten Werke gebraucht werden. In dieser Hinsicht hängt das Projekt eng mit der Averroes Edition zusammen, denn die Kommentare des Averroes zur aristotelischen Physik bilden in diesem Teil von DF die Hauptquelle Falaqueras. Schließlich bietet sie dem Philologie- und Philosophiehistoriker umfangreiches Forschungsmaterial zur Untersuchung der Geschichte der hebräischen Sprache, der mittelalterlichen Übersetzungstechnik und vor allem der hebräischen philosophischen und wissenschaftlichen Terminologie.
Mit Ausnahme einiger Textabschnitte liegt dieses Werk bislang nur in zwei Handschriften vor (Mss. Parma und Leiden). Der edierte Text umfasst das Proömium (2 fols. im Ms. Parma), die Einleitung zum ersten (naturwissenschaftlichen) Teil von DF (3 fols.), das erste Glossar (4 fols.) und die erste Abhandlung über die Physik (54 fols.)
Im Berichtszeitraum wurden die Zitatquellen ermittelt, die Textrekonstruktion geleistet und damit das Projekt abgeschlossen.
Projektleiter: Ilya Levkovich
Mitverantwortlicher: David Wirmer
Förderung: DFG