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Bonaventura

Wahrscheinlich im Jahre 1217 oder wahrscheinlicher im Jahr 1221 unter dem Namen Johannes Fidanza in Bagnoregio geboren, ist Bonaventura die zentrale intellektuelle Figur zwischen der frühen und der späten Franziskanerschule, die in den 50er Jahren des 13. Jahrhunderts als Kollege des Thomas von Aquin an der Theologischen Fakultät der Sorbonne wirkte, bevor Bonaventura 1257 zum siebten Ordensgeneral der Franziskaner gewählt wurde. In dieser Funktion kehrte er Anfang der 70er Jahre noch einmal nach Paris für einen großen Predigtzyklus zum Sechstagewerk zurück, bevor er 1274 auf dem Unionskonzil in Lyon verstarb – im gleichen Jahr wie Thomas von Aquin. Somit gedenken wir im kommenden Jahr des 750sten Todestages beider Jahrhundertfiguren, die weit über ihre Orden hinaus gewirkt haben.
Zum 800sten Geburtstag erschienen ist die Neuauflage von vier zentralen Werken Bonaventuras (Soliloquium de quattuor mentalibus exercitiis, Itinerarium mentis in Deum, De reductione artium ad theologiam, Collationes in Hexaemeron) mit einer Hinführung von Andreas Speer (WBG, Darmstadt 2018).
Im Rahmen von „Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters“ wurden die „Quaestiones disputatae de scientia Christi“ in einer überarbeiteten deutschen Übersetzung mit Anmerkungen und mit einer Einleitung neu herausgegeben. Dieser Band ist im September 2021 als Band 52 in der HBPhMA erschienen. Die sieben Quästionen über das Wissen Christi hat Bonaventura gewissermaßen als seine Antrittsvorlesung zwischen November 1253 und Frühjahr 1254 in Paris öffentlich disputiert. Die sieben Quästionen bieten einen Einblick in die zeitgenössischen Debatten zur Erkenntnislehre (u.a. mit Thomas von Aquin) und ihre metaphysische Fundierung im Kontext augustinischer und aristotelischer, aber auch dionysischer Theoriestücke. Auf diese Weise verbindet Bonaventura in seinen Quästionen auch die scholastische und die mystische Tradition.

Mitarbeiter: Andreas Speer