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Josef Koch (1885-1967)

Direktor des Thomas-Instituts (1948-1954)

Josef Koch wurde 1885 in Münstereifel geboren und verbrachte seine Jugend in Düsseldorf. Seit 1903 studierte er in Freiburg, Straßburg und Bonn katholische Theologie, Philosophie und klassische Philologie. 1915 promovierte er an der Universität Bonn in Philosophie. Auf Einladung von Bernhard Geyer ging er nach Breslau, wo er 1925 seine theologische Promotion zu Durandus von St. Pourçain abschloss und noch im gleichen Jahr habilitiert wurde. 1945 musste er Breslau wegen der Kriegsereignisse verlassen, weshalb er seine private Bibliothek und einen Großteil seiner Materialien und Aufzeichnungen verlor. Daraufhin ging Koch als Gastprofessor nach Bonn und widmete sich nach langer Tätigkeit im theologischen Lehramt wieder der Philosophie. 1947 übernahm er einen Lehrstuhl für patristische und scholastische Philosophie und Religionsphilosophie in Göttingen. 1948 erfolgte schließlich der Ruf an die Universität zu Köln auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für für Philosophie, welcher als erster in Deutschland speziell die mittelalterliche Philosophie behandeln sollte. Gleich zu Beginn hielt Koch 1984 auf Einladung des Rektors die akademische Festrede zum Universitätsgründungstag über „Platonismus im Mittelalter“ und machte dieses Thema damit zum Programm der künftigen Kölner Forschungstätigkeit. 1950 gründete Koch sodann das Thomas-Institut, das er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1954 leitete, und etablierte die Kölner Mediävistentagungen, die bis heute ein bedeutendes Forum für den Dialog unter den verschiedenen Fachrichtungen, die sich mit dem Mittelalter befassen, darstellen. Das Thomas-Institut sollte vor allem der mediävistischen Forschung dienen, eine spezialisierte Bibliothek und Dokumentationsmöglichkeiten für Handschriften bieten und die gewonnenen Erkenntnisse für die Probleme unserer Zeit nutzbar machen.

Kochs Werk ist vielfältig und umfangreich. Ist er vor allem als Historiker bekannt, so begann er doch mit aktuellen Themen des spekulativen Denkens. Diese waren allerdings die Grundlage für seine historische Forschung, die für ihn der Aufgabe diente, die Vielfalt des geschichtlich gewachsenen Denkens gegenwärtig zu machen.

Mit seinem Werk über Durandus de S. Porciano (1927), welches bis heute grundlegend ist, präsentiert er den Denker in seinem zeitgenössischen Problemzusammenhang. Von Bedeutung sind auch seine Aufsätze über Jakob von Metz, den er als den Lehrer des Durandus identifiziert hat. Die Frage, welche Probleme die Scholastiker interessierten und welche Kontroversen die Diskussionen bestimmen, führte Koch zu den „Irrtumslisten“, die er als einen Leitfaden für die Ideengeschichte der Scholastik fruchtbar machte.

Ein weiteres großes Forschungsfeld Kochs war Meister Eckhart. In den dreißiger Jahren arbeitete er in leitender Funktion an der bedeutenden Meister-Eckhart-Ausgabe der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Forschung zu Eckhart führte Koch zu Nikolaus von Kues und zur Mitarbeit an der Cusanus-Ausgabe der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die ebenfalls zu seinen wichtigsten Leistungen zählt. Beide Projekte brachte er in das Thomas-Institut ein.

Nicht zu verkennen ist Kochs Expertise zur Lehre und zu den Schriften des Thomas von Aquin. Sie beeinflussten seine eigene Lehrtätigkeit stark, die ihm stets ebenso wichtig war wie die Forschung. In beiden Bereichen wurde seine Fähigkeit, zu lernen und die sachliche Erkenntnis an erste Stelle zu setzen, hoch geschätzt.

Kochs Veröffentlichungen berücksichtigen stets den Forschungsstand und stehen für wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie den allgemeinen Fortschritt der philosophischen und mediävistischen Forschung. Damit prägte Koch eine Haltung, die auch heute noch im Thomas-Institut herrscht. Auch die Überzeugung der Relevanz der allgemein-historischen Grundlage für die mittelalterliche Philosophiegeschichte stammt von ihm sowie die Idee der Zusammenführung der mediävistischen Disziplinen, die den Mediävistentagungen zugrunde liegt.

Paula Wynhoff